Montag, September 16, 2024

Ort und Identität

An der den Park durchziehenden kilometerlangen Mauer hat der Landschaftsarchitekt Gilles Vexlard auf den Längengraden basierende geographische Referenzpunkte als Bronze-Tafeln eingearbeitet (hier Kasachstan). Neben den Koordinaten auf der Oberseite zeigt sich die Landschaft wie ein Luftbild an der Stirnseite der Tafel.

des Bildhauers Nikolaus Gerhart zur BUGA 2005

Offener begehbarer Kreis aus niedrigen Beton-Wänden und eingelegten Granitblöcken, in die jeweils ein Symbol der fünf Weltreligionen eingemeißelt ist. Im Zentrum des Kreises wird der Schall – etwa wenn man klatscht oder etwas ruft – von den Kreissegmenten zurückgeworfen. In einem Stadtteil, der von Migration und Internationalität geprägt ist, spielen Identität und Glauben oft eine wichtige Rolle und geben Halt.

Panoramabank Michael Lapper 2009

Vom Rodelberg im Park aus lässt sich bei gutem Wetter tief nach Süden in die Bergketten der nördlichen Alpen schauen. Diese zeigen sich dann in einem weiten Panorama vom östlichen Dachstein über das Wettersteingebirge und Karwendel bis hin zu den westlichen Alpen.

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Künstlerische Umgestaltung einer vorhandenen Steinbank mit einem ergänzenden Relief der Alpen

In Vorhandenes eine neue Gestaltung integrieren

Die Stadt wünschte sich an dieser Stelle eine Panoramatafel für die Parkbesucher. Die Lösung bestand darin, das geforderte Panorama in eine vorhandene Granitbank zu integrieren. Auf die Art und Weise wurde der freie Blick nicht mit einer Tafel verstellt und die Bank konnte noch zum Sitzen genutzt werden.

Bei der Gestaltung der Panoramabank ging es um zwei Dinge:
Den Informationsgehalt, also die Lesbarkeit, die man von einem solchen Panorama erwartet, und den Charakter der Berge in die Bank zu transformieren. Die Berge sind ja gewissermaßen (neben Bäumen, großen Wolkentürmen und den Meeren) die gewaltigsten Skulpturen unserer Welt und der monumentale Charakter der Alpensilhouette sollte in der Bank erscheinen.

Daneben galt es aber auch die unterschiedlichen Betrachtergruppen zu berücksichtigen: Die Truderinger, Haarer und Baldhamer, die – oft alteingesessen und traditionell verwurzelt – ihre Alpen gut kennen, und die Neuzugezogenen aus der Messestadt, darunter nicht wenige Migranten, für die der Trip in die Berge am Wochenende eher die Ausnahme ist.

Dazu soll die Panoramabank auch über ihre Haptik der herausgemeißelten Gebirgskonturen ein Gefühl für die Berge vor der Haustür vermitteln. Daneben funktioniert die Panoramabank nach wie vor noch als Bank, bei der das Stahlblech, das den Himmel reflektiert, den Untergrund bildet. Die Münchner sitzen also beim Blick auf die Alpen mit dem Hintern im Himmel.
Auch nicht schlecht.

Auch für die Münchner Messe bilden der Ort und regionale Identität ein wichtiges Merkmal für die eigene Darstellung und Außenwirkung

von Stephan Huber 1997

Gran Paradiso beruht auf einer Serie von Arbeiten des Bildhauers, in der Bergmassive der Alpen plastisch darstellt sind. Im See vor der Münchner Messe gegenüber dem Willy-Brandt-Platz steht die Skulptur auch stellvertretend für die Lage Münchens am Rande der Alpen. In einer weiteren Arbeit des Künstlers sind in einer Neonlichtinstallation die Flüsse und Seen der Berge in einem großen Glaskubus zu sehen. Als sichtbare geographische Verortung stellt Stephan Huber mit den beiden Objekten vor der Messe die Alpen ins Regal und deren Flüsse und Seen in die Vitrine.

Die letzten Drei

Vom ehemaligen Flughafen München Riem stehen noch drei Gebäude. Der denkmalgeschützte Tower wurde in den neu errichteten Firmenkomplex des hier ansässigen Medizintechnik-Unternehmens integriert. Im Umgang mit der Geschichte des Ortes beauftragte die Firma die Künstlerin Alicja Kwade. Ihr Kunstwerk erinnert an eine 1970 am Flughafen versuchte Flugzeugentführung einer El Al-Maschine.

Die alte Wappenhalle, die zentrale Empfangshalle des früheren Flughafens, wird heute ebenfalls gewerblich genutzt.

Der Kopfbau an der alten Flughafentribüne am westlichen Rand des Stadtteils ist somit das einzig öffentlich verfügbare Gebäude. Nach einer jahrzehntelangen Phase des verschlossenen Stillstands ist das Haus von der Stadt saniert und derzeit für eine offene Experimentierphase zur Verfügung gestellt worden. Dem vorausgegangen waren einige Kulturprojekte aus dem Viertel.

Apropos Flughafen: Über die Geschichte des Ortes

Wenn es um die Geschichte des ehemaligen Münchner Flughafens geht, wird gerne die Nachkriegszeit mit alten Propellerflugzeugen und Stewardessen in adretten Lufthansa-Uniformen gezeigt. Dabei gibt es auch ein dunkles Kapitel. Mehr dazu auf der TIMELINE-Website

Im November 2024 zieht auch das echt jetzt-Projekt für einen Monat mit einer Ausstellung, mit Veranstaltungen, Workshops und einer Stadt-Werkstatt in den Kopfbau. Mehr zu den Inhalten.

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Der Wunsch nach dem Originalen / Lokalen in einer austauschbaren globalisierten Welt

Innenhof eines Hotels an der Messe

Mit seiner modern-reduziert gehaltenen Aluminium-Glasfassade könnte das Hotelgebäude auch in Shanghai, London oder irgendeiner anderen Stadt stehen. Die nachträglich in den Hof gestellte Holzhütte inklusive Jägerzaun will vermutlich lokale Atmosphäre erzeugen, die im oft gleichgemacherischen globalisierten Einerlei vermisst wird. In der Lounge des Hotels gibt es auch eine bayerische „Stube“ mit blauweiß karierten Tischdecken. Man kann das skurril finden, es aber auch als Ausdruck nach einer dem Menschen näher kommenden Verortung und Maßstäblichkeit sehen. Authentischer als die Bretter- und Lattenkulisse dürfte allerdings die umgebende Alu-Fasssade sein.

Auf distinguiertem Niveau versucht das international agierende Hightech-Medizin-Unternehmen auf der Straßenseite gegenüber, lokal bezogene Aufenthaltsqualität zu erzeugen. Dazu wurde eine alte Zirbenstube aus Österreich kurzerhand importiert und in die ansonsten modern gestaltete Kantine eingebaut.

Aber was heißt eigentlich „Identität“?
Ein etwas vermurkster Platz in der Messestadt hat dazu vielleicht eine eigene Antwort.