Aneignung

Stadtfinden durch Aneignung

Räume aneignen

Aneignung ist meist im Kleinen, spontan oder selbstermächtigt, möglich. Größere Veränderungen und Eingriffe benötigen Abstimmung und Mitbestimmung, schon allein um von Behörden oder Hausverwaltungen nicht gleich wieder abgeräumt zu werden. Manche kleine Maßnahme hat so viel Charme, dass sie auch geduldet wird.

Aneignung im öffentlichen Raum: Farbige Folien auf den grauen Pfosten vor einer Kita an der Promenade. Hier ist ein Haus mit Kindern!

Stadtmöbel mit Mehrfachnutzung: Bankelement mit schwarzer Betonwand als variable Kreidetafel. Als intensive Nutzer sind Kinder darin geübt, sich draußen den Stadtraum anzueignen.

Kids bau’n

Im Umfeld von Großbaustellen entstehen seit jeher kleine, illegale und zugleich spannende Abenteuerspielplätze für Kinder. Die Materialreste und Abfälle der Baustellen bieten ein vielfältiges Reservoir an Werkstoffen, mit denen sich etwas zusammenbauen lässt. Die Nähe zu den „echten“ Baustellen animiert Kinder und Jugendliche. Die Möglichkeit, selbst „richtig“ etwas zu bauen, ohne das jemand ordnend dazwischenfunkt, bietet ein verlockendes Abenteuer abseits des kontrollierten Bastelns. Beim Bauen und Hantieren im Maßstab 1:1 wird viel gelernt. Auch einmal mit Schwierigem oder (verhältnismäßig) Schwerem umzugehen. Generationen von Kindern sind am Rande von Großbaustellen zu kleinen Baumeistern geworden und haben sich mit kleinen Lagern, Unterständen, Hütten und Türmen den Traum eines selbstgestalteten geschützten Raums erfüllt. Wenn dann die Baustellen fertiggestellt sind und im Freiraum die geplante Ordnung einkehrt, darf vieles nicht mehr gemacht werden.

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Kinderbaustellen in der Messestadt 2010

So fasziniert wie Kinder vom Bauen und den Arbeitern dort sind („Bob der Meister“), so angetan sind oft große Bauarbeiter von den kleinen, die sie so begeistert imitieren. Und nicht selten unterstützen sie die Kids etwa mit übrig gebliebenem Material, wie diese Crew in der Messestadt. Man kennt sich am Rande der Baufelder.

Kids bau‘n / White Cubes

Entwurf für Projektionen der Kinderbauten an die Wände von Wohnblöcken – als Kontrast zur BAUMA, der weltgrößten Ausstellung von Baumaschinen und Technik.

Aneignung am Skaterpark. Hier gab es den Wunsch nach einem Graffitiprojekt mit Jugendlichen, was der planende Landschaftsarchitekt aber ablehnte. Mit der Zeit entstanden dann eben trotzdem wilde Grafitti, wodurch der Ort authentischer wurde.

Kunst oder eher Abwehr von Aneignung? Stahlprofile gegen Befahren von Skatern auf den Bänken vor der Shopping-Mall Riem Arcaden.

Stadtmöblierung: Malerei auf Schaltschränken in München-Haidhausen und in der Messestadt.
Rechts: In Belfast wie generell in Irland sind viele dieser Schaltkästen bemalt.

Zweimal Patina in der gleichen Straße: Links wurden die ersten Spuren von Leben und Wachstum regelmäßig abgeräumt. Rechts ist die Bepflanzung von allen gewollt, die Bewohner haben die ersten Sprösslinge gehegt und gepflegt, sodass sich mittlerweile ein würdiges und schönes Altern im laubigen Bewuchs der Mauern zeigt.

Sich etwas aneignen, zu eigen machen, besetzen,
etwas an sich nehmen, das einem nicht gehört,
oder etwas durch Lernen, Üben erwerben

Sich die Stadt zu eigen machen, eine Beziehung dazu aufbauen, die Stadt als die eigene betrachten und sich dafür einsetzen, das alles ist keine Selbstverständlichkeit (mehr). Zu oft sind die Möglichkeiten begrenzt und die Identifikation mit der Stadt gering.
Auch die Übung, mit städtischem Raum aktiv umzugehen, daran teilzunehmen, scheint vielerorts verloren gegangen zu sein.

In der Messestadt gibt es noch weitere Beispiele von Aneignung.
Fortsetzung folgt …