Lloydquartier

„In Rotterdam wird das Geld verdient und in Amsterdam wird es ausgegeben.“

Beliebter Spruch der Rotterdamer.

Geometrisches_Plakat
Ausschnitt aus einem Rotterdamer Architektur-Plakat

Schon ein bisschen anders

Stadtentwicklung bestand in Rotterdam in den letzten Jahrzehnten eher aus der Projektierung zahlreicher solitärer Hochhäuser, die zwar zu einer eindrucksvollen Skyline, aber weniger zu einer echten Entwicklung in sich zusammenhängender Stadtviertel führten. Das hat sich mittlerweile geändert. In jüngster Zeit werden ehemalige offengelassene Hafenareale als Quartiere komplexer und kompletter gedacht und geplant.

Das Lloydkwartier, nicht weit vom Zentrum an den Piers an der Maas gelegen, ist so ein Neubaugebiet. Allerdings könnte es durch seine exponierte Lage eher zur gehobenen Klasse der Immobilienverwertung gehören und damit weniger als Heimat für Normalverdiener in Frage kommen.

Vielleicht täuscht der Eindruck aber auch. In den Niederlanden ist – ähnlich wie in anderen Ländern der EU – die Eigenheimquote höher als in Deutschland. Und was die Sache hier leichter macht: In den Niederlanden lassen sich die Zinsen beim Hauserwerb großteils von der Steuer absetzen.

In den Niederlanden werden Häuser gern mit großen Fenstern ausgestattet. Mit den großen, teils über zwei Stockwerke laufende Scheiben dürften zahlreiche Wohnungen im Lloydquartier eher zum teuren oberen Segment des Immobilienmarkts gehören.

Eher ein Abschnitt mit kompakter Bebauung und günstigen Wohnungen. Durch Vor- und Rücksprünge und verdreht gestapelte Etagen werden die massiven Baukörper zu markanten Objekten, die aus der Perspektive auf Straßenniveau vielleicht gar nicht so massiv wahrgenommen werden.

Statt abreißen:
Substanz und Identität des Alten bewahren und für Neues nutzen.

Ehemaliges Lagerhaus am Pier, das zu Wohnungen umgewandelt und mit attraktiven Balkonen und Terrassen versehen wurde. Im Erdgeschoss befinden sich Büros, Gewerbe und Gastronomie. Dieses Haus tut den vielen Neubauten im Viertel enorm gut.

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Neubauten_viel_ Fenster
Turbinen_Haus-1
Westseite
Wellenbalkone-1
Lloyd_Yard-2
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Power im Obergeschoss

Dieses Haus verfügt über horizontale Windräder in der obersten Etage, die bei Bedarf zugeschaltet werden können.

Hier wird nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet

Das Lloydquartier ist nicht als reines Wohngebiete konzipiert, hier finden sich auch Büros, Gastronomie, Gewerbe und ein Theater- und Kulturzentrum.

Im Vordergrund: Auch in Neubaugebieten werden die in der Niederlande weit verbreiteten Pflaster aus Klinker verwendet. (Klischeeverdacht: Die Niederländer sind für ihre unbekümmerte Fröhlichkeit und Humor bekannt: Könnte es sein, dass es an der ständigen Fußreflexzonenmassage der öffentlichen Wege liegt?)

Dazwischen ein kleiner, fantastischer Garten: Tuin op de Pier

Beim Gang durch das neue Viertel mit seinen noch im Bau befindlichen oder gerade erst fertiggestellten, frisch bezogenen Wohnungen stößt man irgendwann auf einen kleinen fantastischen Garten, der mit seiner bescheidenen und zugleich üppigen Schönheit und Eindrücklichkeit eine ganz andere Art und Maßstab von Reichtum vermittelt, als die vielen massiven, gediegenen und luxuriösen Wohnungen außen herum.

Dieser Garten wird von einer Gemeinschaft gepflegt und bewirtschaftet, was man neben dem üppigen Rosengarten auch an Obstbäumen und Gemüseanbau erkennen kann. Schon beim bloßen Betrachten erobert dieser Garten, der jederzeit begangen werden kann, die Sympathien der Passanten im Sturm. Und ist vielleicht ein gutes Beispiel und ein Schlüssel für etwas Wichtiges, das schnell unter die Räder kommt in der Projektentwicklung des kommerziellen Immobilienmarkts.